China Rede 2019: Von Aufstieg und Abstieg
Am 12. Juni 2019 hielt Prof. Dr. Klaus Schweinsberg auf Einladung der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung e.V. in Düsseldorf die diesjährige China Rede. Anwesend waren neben weiteren zahlreichen Gästen auch der chinesische Generalkonsul FENG Haiyang, Professor Christiane Prange (Tongji Universität Shanghai), Andreas Schmitz, Aufsichtsratsvorsitzender von HSBC Deutschland, Harald Lux, Vorstandsvorsitzender der DCW, und Professor Dr. Ulrich Lehner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom.
Klaus Schweinsberg unternahm in seinem Vortrag provokative Vergleiche zwischen China und dem Westen und sprach von einem Aufeinanderprallen der Systeme. Liberalismus, Demokratie und Marktwirtschaft stehen unter Druck. China ist aus verschiedenen Gründen eine gewaltige Herausforderung, vor allem aber ist es eine Chance: Das erstarkende China zwingt Europa endlich dazu, seine Hausaufgaben zu machen.
Die aktuelle Entwicklung spiegelt eine Ablösung der europäischen Expansion durch eine chinesische Expansion wider, wobei Prof. Schweinsberg hier durchaus Parallelen zu Zheng He, einem Admiral der Ming-Dynastie, sieht. Er befehligte seit 1403 die sogenannte chinesische Schatzflotte, die mit mehr als 317 Schiffen und fast 30.000 Mann deutlich größer als die damaligen Flotten aller europäischer Mächte zusammengenommen war. Damit war China damals der unumstrittene „Herrscher der Meere“ und Handelsnation, Ordnungsmacht und der Hegemon schlechthin. Nach dem Tod des damaligen Kaisers orientierte sich China wieder nach innen, was einem Aufstieg Europas auf den Weltmeeren den Weg frei machte.
Jetzt, 600 Jahre später, hat China seinerseits Europa an vielen Stellen hinter sich gelassen, am augenscheinlichsten am Projekt Neue Seidenstraße (Road and Belt Initiative). Der Aufstieg Chinas und der Abstieg Europas lassen sich spiegelbildlich an zehn A’s festmachen: Absicht, Ambition, Ausdehnung, Ausbildung, Administration, Abstimmung, Aushorchen, Aufsicht, Anstand, Agilität. Festzustellen ist hier der grundlegende Unterschied zwischen konfuzianischem und westlichem Rationalismus, den Max Weber einst als ‚Anpassung an die Welt‘ versus ‚Beherrschung der Welt‘ beschrieben hatte. (Fotos (c) DCW)